Im Rahmen des Unterrichts zum Thema generative Pflanzenvermehrung (Vermehrung über Aussaat) haben wir am 15.12.202 die Forstsaatgutberatungsstelle Oerrel (fsb Oerrel) besucht. Die fsb Oerrel ist für Ernte und die Vermarktung von forstlichem Saatgut in den Niedersächsischen Landesforsten zuständig. Hier wird Saatgut gereinigt, geprüft, aufbereitet und gelagert, damit auch in Fehlerntejahren ausreichend Saatgut zur Verfügung steht.
Zuerst begrüßte uns der Leiter der fsb, Andreas Preuß, und stellte die Landesforsten in einem Vortrag vor. Seit 1985 ist die Dienststelle mit der Versorgung der Niedersächsischen Wälder mit herkunftssicherem forstlichem Vermehrungsgut beauftragt. In Oerrel wird Forstsaatgut in hoher Qualität erzeugt und gelagert und zusätzlich eine Ausbildung in der Seilklettertechnik angeboten.
Warum ist die Erzeugung von hochwertigem, standörtlich angepasstem und genetisch anpassungsfähigem Vermehrungsgut so bedeutsam?
Klimatische Veränderungen machen dem Wald und auch anderen Kulturpflanzen zu schaffen. Es ist deshalb wichtig, für Qualität und Vitalität der nachfolgenden Wald- und Kulturpflanzengenerationen zu sorgen. Im Lager kann Saatgut über viele Jahre aufbewahrt und damit der Nachschub für kommende Aufpflanzungen gesichert werden. Zuvor muss das geerntete Saatgut jedoch aufbereitet und geprüft werden.
Wie kann gewonnenes Saatgut aufbereitet und gelagert werden, damit die Aussaat erfolgreich ist?
Geerntetes Saatgut (nicht nur Forstsaatgut!) ist „verunreinigt“, d.h. es sind unerwünschte Reste von Pflanzenteilen und Erde, also Fremdstoffe, darin enthalten, die entfernt werden müssen. In den modernen Aufbereitungsanlagen werden diese Fremdstoffe ausgeblasen, ausgesiebt oder ausgewaschen. Danach muss das Saatgut abtrocknen und gut belüftet werden, damit es später nicht verpilzt. Oder es ist eine Wärmebehandlung vonnöten, damit das Saatgut keimfrei ist.
Ein Beispiel: Für die Behandlung von Eicheln gegen den aggressiven Schwarzfäulepilz steht in Oerrel dafür eine präzise temperaturgeführte Thermotherapieanlage zur Verfügung.
Anderes Saatgut muss erst stratifiziert (kühlfeuchte Einlagerung in Sand) werden, damit es ausreift und die Keimhemmung überwunden werden kann. Dafür gibt es in Oerrel das Kühllager. Hier wird das Saatgut bei hoher Luftfeuchte und um die Null Grad gelagert.
Während der Saatgutaufbereitung kontrollieren Laborkräfte regelmäßig die Qualität. Das Saatgut wird im Labor gewogen, der Wassergehalt geprüft, das geprüfte Saatgut zur Keimung gebracht. Wenn alle Qualitätskriterien erfüllt sind, kann das Saatgut in Säcken, Plastik-Beuteln oder Dosen abgefüllt gelagert und verkauft werden. Die Preise für Saatgut variieren stark! Sie liegen je nach Pflanzenart zwischen unter 10 und mehreren Tausend €/kg, für Tomatensaatgut zahlt man bis zu 10000 €/kg.
Während der Führung durch die verschiedenen Bereiche haben wir uns ein Bild von der aufwändigen Reinigung des Saatgutes, der Problematik der Lagerung (nicht zu warm, damit der Embryo nicht leidet und trotzdem Krankheiten beseitigt werden –nicht zu feucht, damit das Saatgut nicht verpilzt) und der intensiven Qualitätskontrolle gemacht. Es war ein besonderes Erlebnis!
Mehr Informationen zu den Landesforsten stehen unter:
fsb Oerrel - Niedersächsische Landesforsten.
Fotos und Text: Cordula Niemann
https://georgsanstalt.de/aktuelles/600-besuch-der-landesforsten-oerrel-exkursion-der-klasse-2-g1-produktion.html#sigProId8e32bb09d9