In der letzten Schulwoche vor Weihnachten haben wir (Klasse 1G1-23) gemeinsam mit der Fachoberschulklasse 11 Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnologie die Zuckerfabrik in Uelzen besucht. Die Nordzucker AG betreibt hier die zweitgrößte Zuckerfabrik Europas. An insgesamt 18 Produktions- und Raffinationsstätten in Europa produziert das Unternehmen rund 2,5 Millionen Tonnen Zucker aus Rüben pro Jahr.
Im Unterricht hatten wir uns zuvor mit dem Prozess der Zuckersynthese (Fotosynthese) und der Dissimilation (Atmung. Abbau des Zuckers) befasst. Wir haben den Weg des Zuckers in die Rübe verfolgt. Nun wollten wir wissen, wie der Zucker aus der Rübe extrahiert wird, damit wir ihn in der Küche verwenden können. Wir haben uns gefragt: „Welche Prozesse sind nötig? Wie arbeitet eine Zuckerfabrik?“
Zu Beginn der Führung haben wir uns einen Film über die Herstellung von Zucker bis zur Abfüllung in verschiedene Verpackungen angeschaut. Es wurde auch gezeigt, an welchen unterschiedlichen Standorten die Nordzucker AG produziert. Sogar in Australien gibt es ein Werk und es besteht die Möglichkeit, als Azubi für ein Jahr dort zu arbeiten.
Anschließend haben wir, ausgestattet mit einer Sicherheitsausrüstung (Helm und Warnweste) und einem Funkempfänger, die Fabrik angeschaut.
Aus den umliegenden Orten werden die Zuckerrüben angeliefert, gewaschen und zerkleinert. Eine Zuckerrübe besteht zu 2/3 aus Wasser. Fast die Hälfte dieses Wassers wird im Produktionsprozess wiederverwendet. So kann das Unternehmen etwa 90 Prozent ihres gesamten Wasserbedarfs decken. Das Wasser wird circa 20 Mal wiederverwendet.
Eine Zuckerrübe enthält bis zu 20 % Zucker. In der Fabrik wird dieser der Rübe durch Entsaften entzogen. Der Saft wird dabei mehrmals erhitzt. Aus Rübenschnitzel entsteht zunächst Dünnsaft, der nach einem Verdampfungsvorgang zu Dicksaft konzentriert und durch das Hinzufügen von Zuckerkristallen zu Körnern kristallisiert wird. In der Zentrifuge werden die restlichen Stoffe von den Kristallen getrennt und der rieselfähige Kristallzucker, so wie wir in kennen, bleibt übrig. Nun kommt er in Silos, wo er belüftet und bei konstanter Temperatur lagert, bis er konfektioniert wird. Mit Konfektion ist das Aufbereiten in verschiedene Zuckerarten und das Verpacken gemeint.
Von der Zuckerrübe bleibt kein Abfall übrig. Die Schnitzel werden als Viehfutter verkauft, das Wasser im Produktionsprozess verwendet und der Zucker abgepackt und verkauft. Allerdings ist die Zuckerherstellung ein energieaufwändiger Prozess. Das Unternehmen arbeitet daran, bis 2050 energieautark zu produzieren, und zwar mit selbst gewonnenem Biogas aus Zuckerrübenschnitzel (was derzeit als Viehfutter abgegeben wird).
Die Zuckerrübenverarbeitung läuft nur 4 Monate im Jahr, den Rest des Jahres braucht das Unternehmen für Reinigung, Reparatur-, Instandsetzungs- und Vorbereitungsarbeiten auf die nächste Kampagne.
Neben dem Einblick in die Produktion, die nahezu vollautomatisch und fas ohne Arbeitskräfte abläuft, konnten wir noch die Ausbildungsräume für die Industriemechaniker und Maschinenbauer anschauen und einige Infos von den Azubis bekommen. Auch hier fehlt es an Fachkräfte-Nachwuchs.
Klasse 1 G1-23
Cordula Niemann (Klassenlehrerin)