„Was heißt schon alt“ - unter diesem Motto gestalteten 47 Auszubildende der Berufsfachschule Altenpflege des ersten und zweiten Ausbildungsjahres im Rahmen einer Projektwoche eine Zeitreise durch acht Jahrzehnte. Inspirationen holten sich die Schüler durch die gleichnamige Fotoausstellung des Bundesfamilienministeriums, die noch bis zum 14. Dezember in den Räumen der Herman-Löns-Schule besichtigt werden kann. Sie zeigt Bilder des Alters in Schönheit ohne zu beschönigen. Ziel der Projektwoche und Ausstellung ist es, das Altersbild in der Gesellschaft zu reflektieren und neu zu überdenken. Ein Höhepunkt dieser Projektwoche war die Veranstaltung „Talk im Klassenraum“, die von drei interessanten Persönlichkeiten des Landkreises Uelzen zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht wurde.
Elisabeth und Lothar Berlich aus Groß Thondorf und Erika Guskau aus Bad Bevensen sind im achten Lebensjahrzehnt angekommen aber noch lange nicht untätig. Lothar Berlich wurde mit einem seiner Aussprüche konfrontiert: „Mein Wunsch war es immer, dass kein
Kind in der Pfütze ertrinken sollte und jedes Kind schwimmen lernt.“ Regelmäßig bildet er Gruppen von Kindern im Schwimmen aus und ist mit 76 Jahren selbst noch im Wasser aktiv. Vor 50 Jahren rettete er in Berlin ein Kind aus einem Kanal vor dem Ertrinken
und erhielt vom damaligen Bürgermeister Willy Brand die Lebensretter-Medaille.
Erika Guskau pflegte als Krankenschwester “mit Herz Hand und Verstand und als die, die sie ist“. Heute noch engagiert sie sich als Ehrenamtliche im Hospizverein Uelzen. Ihr Optimismus und Lebensmut angesichts der schweren Schicksalsschläge, die sie
familiär erfahren musste, ließ die Schüler nachdenklich werden. Sie gab den Jugendlichen viele positive Impulse mit auf den Weg und hatte auch noch für jeden einen Lebensspruch dabei. „Wir sind gern mit Jugendlichen und Kindern zusammen – das hält
uns jung“, ist eine der Lebensweisheiten der aktiven Senioren, ohne die vieles in der Gesellschaft nicht funktionieren würde. Biografiearbeit ist in der Altenpflege ein wichtiger Unterrichtsinhalt. „Handlungsorientierter kann man dieses Thema nicht vermitteln“,
waren sich alle Beteiligten einig.
Auch die Präsentation der Gruppenergebnisse wurde zu einem
vollen Erfolg für die Schüler.
Die Themen Musik und Tanz, Gesellschaft und Familie, Politik, Medizin, Fotografie und Urlaub in den vergangenen 80 Jahren wurden dabei vorgestellt. Der Schulleiter der Georgsanstalt, Andreas Grunert, eröffnete die
Präsentation und hieß alle Ausbildungsbetriebe, Gäste und Bewohner herzlich willkommen. Die Schülerinnen und Schüler der Heilerziehungspflege präsentierten sich mit dem Thema Urlaub im Plauderkaffee, wo es leckeren Kuchen und Getränke gab, die von den
Schülern und Lehrern selbst gebacken wurden. Die älteste Anwesende war eine Bewohnerin aus dem Heiligen- Geist–Stift Uelzen, mit 103 Jahren zeigte sie immer noch interessiert, an allem was Spaß macht und bestätigte so das Motto der Ausstellung, „Was
heißt schon alt“.
Die Polonäse durch die Aula, politische Ereignisse, Familienstrukturen,
die sich verändert haben, Technik und Medizin, alles das wurde von den Gruppen sehr eindrucksvoll präsentiert und lud zum mitmachen ein. Den Abschluss bildete eine Modenschau mit Kleidungsstücken aus acht Jahrzehnten, die in Zusammenarbeit mit
Renate Klingenberg aus Bad Bodenteich, ihren drei reizenden Damen und vielen Schülerinnen und Schülern präsentiert wurde. Der Höhepunkt einer solchen Modenschau, waren wie immer die Braut und der Bräutigam. Das älteste Brautkleid stammte aus dem Jahre
1898.
„Es war sehr anstrengend, hat aber auch riesig Spaß gemacht“, lautete das Fazit von Klassensprecherin Annemarie Schönegge zur Projektwoche. „Wir haben in dieser Woche sehr viel über das Leben und die Menschen, die jetzt unsere Bewohner und
Kunden sind, gelernt. Das wird uns helfen, sie noch besser zu verstehen und eine individuell angepasste Pflege zu leisten“, war sie sich sicher.
Text: Cornelia Montag