Wer glaubte, Schonung und wenig Bewegung könnten Schmerzen und das Risiko zu stürzen vermeiden, wurde beim dreitägigen Seminar in der Altenpflegeausbildung an der
Georgsanstalt BBS II mit der erfahrenen Ergotherapeutin Jana Borkenhagen eines Besseren belehrt.
Besonders demente Pflegebedürftige haben ein stark erhöhtes Sturzrisiko. Sie sind unsicher im Umgang mit den Hilfsmitteln wie dem Rollator. Viele Krankenhausaufenthalte älterer Menschen sind durch Stürze, oft mit dem Bruch des Oberschenkelhalses verursacht.
Hier kann gezieltes Balance- und Krafttraining helfen, Stürze zu vermeiden und das Zutrauen des Pflegebedürftigen zu seinen verbliebenen Fähigkeiten zu stärken. Die wichtigste Botschaft für die Seminarteilnehmer ist aber, dass es eigentlich nie zu spät ist, um mit dem Training zu beginnen.
Doch wie kann ich insbesondere demente Pflegebedürftige zur Teilnahme an einem Bewegungskonzept motivieren? Die Auszubildenden erarbeiteten gemeinsam Möglichkeiten der wirksamen Kommunikation und bewerteten diese. So ist wichtig, die Kommunikation auf verschiedenen Ebenen zu führen, das Gesagte durch visuelle und zu ertastende Informationen zu unterstreichen. Die Aufforderungen an die Personen sollten kurz, direkt und in einfachen Sätzen erfolgen, sodass die Angesprochenen daraus auch eine Handlung ableiten können.
Wie kann ein Balance- und Krafttraining aussehen?
Bauen Sie einmal einen kleinen Bewegungsparcour auf! Die Auszubildenden lernen hier Möglichkeiten, bei Menschen, insbesondere mit Demenz Bewegungsfreude zu wecken. Aufgaben, die es zu meistern galt, war das Rückwärtseinparken mit dem Rollator und das Steigen über kleine Hindernisse und Spielen mit Luftballons. Um die Einschränkungen der zu betreuenden Menschen annähernd nachvollziehbar zu machen, wurde eine Gruppe der Auszubildenden mit Brillen ausgestattet, die die unterschiedlichen Handicaps simulieren.
Wie kann das Konzept im Pflegealltag umgesetzt werden?
Viele Auszubildende klagen über Zeitmangel in der Pflege. Zwar soll die Pflege die Aktivierung des Pflegebedürftigen zum Ziel haben, jedoch, so hört man aus Einrichtungen, werde oft, damit ein Weg schneller bewältigt werden kann, der Rollstuhl eingesetzt, obwohl der Bewohner diese Strecke gut, wenn auch langsam, alleine laufen könnte. Im Ergebnis wird so Pflege aber schwieriger, weil die alten Menschen so immer unbeweglicher werden.
H ier gilt es einen Bewusstseinswandel zu schaffen: Auch Demenzkranke können wie geistig gesunde Menschen ein körperliches Training absolvieren. „Versuchen Sie, dieses Bewegungskonzept in ihrer Einrichtung, d. h. ihrer Ausbildungsstätte anzuregen. Seien Sie nicht entmutigt, wenn Sie nicht alles sofort umsetzen können“ sagt Cornelia Montag, Teamleiterin Altenpflege an der Georgsanstalt BBS II. „Und vor allem: Suchen Sie sich Verbündete in Ihrer Einrichtung.“
Eine verbesserte Mobilität hilft aber nicht nur den betroffenen alten Menschen, sondern vereinfacht auch langfristig die Arbeit der Pflegekräfte und beugt z. B. Rückenbeschwerden vor. Eine Tatsache, die die Altenpflegeschüler zusätzlich motivieren sollte, das Gelernte aus diesen drei Tagen im Pflegealltag umzusetzen.